"Einfach nur ein neues Fenster einbauen und das wars?"
Abdichtungstechnisch oft eine folgenschwere Fehleinschätzung

Der Fenstertausch gehört heute zu den häufigsten Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden. Die Ursachen hierzu sind vielfältig. Höhere Schallschutzanforderung, fehlende Einbruchhemmung und vor allem eine energetische Verbesserung sind zumeist die Beweggründe für den Fenstertausch. Eine Sanierung sollte jedoch die gesamte Gebäudehülle miteinbeziehen. Doch die Maßnahmen an Dach oder Fassade sind in der Regel sehr kosten- und zeitintensiv, da erscheint ein Fenstertausch, als sehr geeignet. Insbesondere, da Fenster am gleichen Tag bereits funktionsfähig eingebaut werden können. So wird die Nutzung der Räumlichkeiten nur wenig beeinträchtigt (sog. Fenstertausch bei laufendem Betrieb).
"Es ist ja nur ein Fenstertausch, da braucht man nichts großartig zu planen..." - Viele Bauschäden zeigen allerdings, wie folgenschwer diese Fehleinschätzung somit ist.



Schimmelbildung an angrenzenden Bauteilen?
Werden bei einer energetischen Sanierung lediglich die Fensterelemente ausgetauscht, dann kann eine solche punktuelle Maßnahme Gefahren mit sich bringen. Auch wenn es paradox erscheint, können die neuen hoch wärmedämmenden und luftdicht eingebauten Fenster bei ungünstiger Lage zu Schimmelbildung an angrenzenden Bauteilen führen. So ist es ratsam, bei Unsicherheiten die neue Situation z.B. anhand von Isothermen- und Feuchtigkeitsberechnungen auf Schimmelgefährdung zu überprüfen.


Der Schimmelstreifen zeigt, "wo das Fenster gerne eingebaut worden wäre"
Bei der Sanierung sind die Voraussetzungen für die Abdichtung neuer Fenster im Altbau oft eine echte Herausforderung. Die Einbaubedingungen sind oft sehr ungünstig. Schiefes Mauerwerk, grobe Ausbrüche in der Laibung der alten Fenster oder schlecht gedämmtes Mauerwerk im Zusammenhang mit einer ungünstigen Einbauposition des Fensters machen es nicht grade einfach, ein neues Fenster mit möglichst wenig Aufwand und möglichst wenig Schmutz sach- und fachgerecht einzubauen und abzudichten.
Um Aufwand und somit auch Kosten zu minimieren und um den Nutzer am wenigsten zu stören, werden der Planer und der Fenstermonteur mit der Forderung konfrontiert, sowohl innen als auch außen keine Veränderungen an der Bausubstanz vorzunehmen. Das neue Fenster soll also an gleicher Position wieder eingebaut werden, ohne dass Fensterbänke oder Putz entfernt und erneuert werden müssen. Das hört sich zuerst zwar plausibel und einfach an, doch für die neue Fensterabdichtung bringt es zumeist die größten Einschränkungen und reduziert erheblich die Auswahl der zur Verfügung stehenden Abdichtungskomponenten.
Moderne energieeffiziente Fenster haben zudem i.d.R. viel breitere Rahmen als die, die entfernt wurden. Somit passen sie auch nicht „ins Loch“ und stehen teilweise innen und/oder außen über den vorhandenen Putz. Wird also die vorhandene Bausubstanz nicht angepasst, müssen die neuen Fenster mit verminderter Öffnungsweite eingeplant werden. Doch wie dichtet man das neue Fenster ab, wenn sowohl der Innen- als auch der Außenputz und möglichst auch die Fensterbänke erhalten bleiben sollen?
Abdichtungsarten

Die Fensteranschlussfuge ist in erster Linie eine Bewegungsfuge. Diese muss also nach den zu erwartentenden Bauteilbewegungen (Fensterelement und Wandkomponenten) dimensioniert werden, damit die Abdichtung diese auch sicher aufnehmen kann.
Hierbei muss vorab bestimmt werden, welche Abdichtungsmittel im konkreten Fall jeweils überhaupt geeignet sind, denn für jede Abdichtungsart müssen entsprechende Voraussetzungen erfüllt sein:
Lösungsvorschläge
Je nach Situation können geeignete Abdichtungssysteme gewählt werden
Voraussetzung: Das neue Fenster hat zum Außen- und zum Innenputz eine ausreichende Überdeckung

Lösung 1
Abdichtung mit Kompriband außen - Fensterschaum - Dichtstoff innen
Diese Variante ist möglich, wenn beidseitig eine ausreichende Überdeckung des Blendrahmens zum Altputz besteht, damit sowohl für das Kompriband als auch für den Dichtstoff eine ausreichende Auflagefläche besteht.
Diese Variante ist auch interessant, wenn erhöhte Schallschutzanforderungen bestehen.
Abdichtungsebene: Abdichtungsart/Referenzprodukt
- Außen : Band / illbruck TP600 illmod 600
- Mitte : Schaum / illbruck FM230 Fensterschaum+
- Innen : Dichtstoff / illbruck SP525 Hochbaufugendichtstoff
Lösung 2
Abdichtung mit Kompriband außen - Fensterschaum - Leiste innen
Diese Variante ist interessant, wenn die Überdeckung zwischen Blendrahmen und Altputz innenseitig nicht ausreicht, um eine Dichtstofffuge mit Rundschnur auch aufgrund einer sehr großen Fugenbreite plazieren zu können.
Abdichtungsebene: Abdichtungsart/Referenzprodukt
- Außen : Band / illbruck TP600 illmod 600
- Mitte : Schaum / illbruck FM230 Fensterschaum+
- Innen : Leiste / illbruck TR510 illmod i Flachleiste
Voraussetzung: Das neue Fenster hat weder innen noch außen eine ausreichende Überdeckung zum Altputz

Lösung 1
Abdichtung mit Folie außen - Fensterschaum - Folie innen
Diese Variante ist interessant, wenn große Fugentoleranzen auszugleichen sind und vor dem Blendrahmen keine aufbauenden Teile, wie z.B. "dicke" Leisten, gewünscht werden.
Die auf die jeweils sichtbare Blendrahmenoberfläche geklebte Folie braucht dann nur noch optisch abgedeckt zu werden (z.B. dünne Flachleiste)
Abdichtungsebene: Abdichtungsart/Referenzprodukt
- Außen : Folie / illbruck ME500 TwinAktiv
- Mitte : Schaum / illbruck FM230 Fensterschaum+
- Innen : Folie / illbruck ME500 TwinAktiv
Voraussetzung: Das "alte Fensterloch" kann mit einem Glattstrich nivelliert werden

Lösung
Abdichtung mit Multifunktionsdichtband
Diese Variante ist möglich, wenn das alte "Loch" mit einem Glattstrich nivelliert werden kann.
Dabei spielt die Breite der Überdeckung des Blendrahmens zum Altputz keine Rolle.
Abdichtungsebene: Abdichtungsart/Referenzprodukt
- Außen : Multifunktionsfugendichtband / illbruck TP652 trioplex+
- Mitte : Multifunktionsfugendichtband / illbruck TP652 trioplex+
- Innen : Multifunktionsfugendichtband / illbruck TP652 trioplex+